Sprache wirkt als Filter, durch den wir die Welt wahrnehmen. Sie formt unsere Realitäten, verstärkt Bilder in unseren Köpfen und auch stereotype Denkmuster. Gendergerechte Sprache kann diese Denkmuster aufbrechen und zu einem inklusiveren Miteinander beitragen – sowohl in der Gesellschaft als auch am Arbeitsplatz.

In diesem Artikel erfährst du, was gendergerechte Sprache ist, welcher Purpose mit ihr verfolgt wird und wie du sie in deinem Sprachgebrauch nutzen kannst.

Was ist gendergerechte Sprache?

Gendergerechte Sprache (oder auch genderneutrale Sprache) macht alle Geschlechter sichtbar und ansprechbar. Mit ihr werden bewusst inklusivere Alternativen zum generischen Maskulinum genutzt, das traditionell männliche Bezeichnungen für gemischte Gruppen oder unspezifische Personen verwendet.

Es geht um die Anerkennung von geschlechtlicher Vielfalt.

Die Verwendung des generischen Maskulinums wird zunehmend kritisch gesehen. Studien weisen darauf hin, dass diese Sprachform vor allem männliche Bilder im Kopf hervorruft. Eine Untersuchung mit Grundschulkindern ergab, dass das generische Maskulinum Mädchen und Frauen unsichtbar macht und deren Selbstwahrnehmung sowie Berufsvorstellungen negativ beeinflusst. Außerdem werden Personen, die sich als intergeschlechtlich oder nicht-binär identifizieren, also weder ausschließlich als männlich noch als weiblich, mit dem generischen Maskulinum unsichtbar gemacht.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Änderung des Personenstandsgesetzes in Deutschland, das seit 2017 eine nicht-binäre Option zulässt. Diese historisch bedeutende Entscheidung unterstreicht die Bedeutung einer Sprachentwicklung, die alle Geschlechter inkludiert und respektiert.

Einführung der Option „divers“

Am 10. Oktober 2017 ordnete das Bundesverfassungsgericht eine wegweisende Änderung des Personenstandsrecht an. Damit wurde es möglich, neben „männlich“ und „weiblich“ eine dritte Geschlechtsoption „divers“ im Geburtenregister einzutragen. Das Bundesverfassungsgericht stützte seine Entscheidung auf Empfehlungen eines interdisziplinären Gremiums.  Jurist*innen, Mediziner*innen, Soziolog*innen und Vertreter*innen von Menschenrechtsorganisationen und weiteren Berufsständen brachten ihre Expertisen ein. Sie stellten fest, dass die bisherigen Regelungen nicht den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und gesellschaftlichen Realitäten entsprachen.

Gendergerechte Sprache umsetzen – einfach erklärt.

Hier ein Beispiel für gendergerechte Sprache für die Bezeichnung „Chef“:

  • Chefinnen und Chefs: Doppelnennung, bezieht sich auf männliche und weibliche Personen
  • ChefInnen: Mit Binnen-I, bezieht sich auf männliche und weibliche Personen, meist im generischen Femininum ausgesprochen.
  • Chef_innen: Mit Unterstrich (Gender Gap), bezieht alle Geschlechter ein, gesprochen wie eine sehr kurze Pause.
  • Chef*innen: Mit Sternchen, bezieht alle Geschlechter ein, gesprochen wie eine sehr kurze Pause.
  • Chef:innen: Mit Doppelpunkt, bezieht alle Geschlechter ein, gesprochen wie eine sehr kurze Pause.
  • Führungskraft: geschlechtsneutrales Substantiv

Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Wirkung gendergerechter Sprache.

Studien belegen die verschiedenen Effekte gendergerechter Sprache auf Denken und Verhalten. Hier ein paar Erkenntnisse:

  • Veränderte Wahrnehmung: Eine Studie von Stahlberg et al. (2001) zeigt, dass gendergerechte Sprache die mentale Repräsentation von Frauen und Männern in bestimmten Berufen ausgleicht.
  • Einfluss auf Berufswahl: Vervecken et al. (2013) fanden heraus, dass Kinder, die gendergerechte Sprache verwenden, breitere Berufsvorstellungen entwickeln und sich eher für geschlechtsuntypische Berufe interessieren.
  • Kontroverse Ergebnisse: Einige Studien, wie die von Gygax et al. (2008), deuten darauf hin, dass gendergerechte Sprache nicht immer sofort Stereotype verändert, sondern langfristige und konsequente Anwendung erfordert.

Die Bedeutung von gendergerechter Sprache in der Arbeitswelt.

In der Arbeitswelt trägt gendergerechte Sprache zur Entwicklung einer Culture of Belonging bei.  Sie sendet das Signal, dass jede*r in der Organisation respektiert wird und dazugehört.

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes betont außerdem, dass inklusive Sprache ein wichtiger Schritt ist, um Diskriminierung zu verhindern und ein respektvolles Arbeitsumfeld zu schaffen. Unternehmen, die auf gendergerechte Sprache achten, senden ein starkes Signal der Wertschätzung und Inklusion an ihre Mitarbeiter*innen und stärken so die Unternehmenskultur und -bindung.

Die Evolution von Sprache.

Sprache ist ein lebendiges und sich ständig entwickelndes Konstrukt. Sie hat sich stets an soziale und kulturelle Veränderungen angepasst. Neue Begriffe entstehen, alte verschwinden, und Bedeutungen verändern sich. Gendergerechte Sprache ist ein weiterer Schritt in dieser evolutionären Entwicklung, der auf die Bedürfnisse und Werte unserer Gesellschaft und unterschiedliche Lebensrealitäten reagiert. Durch bewusste Anpassung unserer Sprache können wir aktiv dazu beitragen, soziale Normen zu verändern und Gleichberechtigung zu fördern.

In a nutshell.

Gendergerechte Sprache ist mehr als nur ein sprachlicher Trend. Sie ist ein Instrument, mit dem wir aktiv Gleichberechtigung und Inklusion fördern. Indem wir unsere Sprache anpassen, schaffen wir Raum für alle Geschlechter und tragen dazu bei Stereotypen und geschlechtsbedingte Vorurteile abzubauen. Um eine geschlechtsneutrale Kommunikation zu fördern, können wir verschiedene Ansätze und Techniken verwenden. Dies umfasst die Verwendung geschlechtsneutraler Substantive und Pronomen, die Vermeidung geschlechtsspezifischer Begriffe und die bewusste Wahl unserer Worte und Ausdrücke.